Preisträger 2016

Alle Preisträger und Jurybegründungen

Internationaler Wettbewerb
Die Jury: John Canciani, Anouk De Clercq, Jeanne Faust, Sarah Perks, Makino Takashi

Hamburger Kurzfilmpreis (Jurypreis des Internationalen Wettbewerbs)
Ears, Nose and Throat
Kevin Jerome Everson, USA 2016, 10:00 min

Begründung:
Der Film ›Ears, Nose and Throat‹ von Kevin Jerome Everson ist eine wunderbar strukturierte und einzigartige Annäherung an die afroamerikanischen Lebenswelten der gegenwärtigen USA. Everson behandelt ein wichtiges Thema, indem er die Aufnahme einer Frau, die sachlich über einen brutalen Mord berichtet, dem
Routineverfahren in einem Krankenhaus gegenüberstellt. Erfrischend originell, eine einfühlsame Herangehensweise und für die Jury ein eindeutiger Gewinner.

Publikumspreis, wettbewerbsübergreifend vergeben an einen Film aus dem Internationalen und Deutschen Wettbewerb
Eine Villa mit Pinien

Jan Koester, Deutschland 2016, 12:58 min


NoBudget-Wettbewerb
Die Jury: Siegried Alexander Fruhauf, Christoph Girardet, Jane Topping

NoBudget-Jurypreis
The Masked Monkeys
Anja Dornieden, Juan David González Monroy, Deutschland 2015, 30:00 min

Begründung:
Durch die Verwendung von schwarz-weißem 16mm-Material beginnt der Film als eine bewusste Imitation uns vertrauter ethnografischer Filme. Diese Imitation spiegelt sich in der »Arbeit« der Affen, in der sie bei ihren Auftritten selbst einen mächtigen Mann nachäffen. Die Geschichte ist clever geschrieben und hat ein hervorragendes Tempo. Die Rollen von Meister und Darsteller sind nicht immer ganz klar, wodurch auf die verarmte Lage nicht nur der Tiere, sondern auch der menschlichen Trainer aufmerksam gemacht wird. Für die Jury führte die Verwendung von analogem Film und einer autoritären Voice-over-Stimme zu einem erhabenen Erlebnis. Der Film bleibt frei interpretierbar und lässt das Publikum mit existenziellen Fragen bezüglich der spirituellen und materiellen Welt und unserer eigenen Einstellung zum vermeintlich Vertrauten und vermeintlich Unbekannten zurück.

NoBudget-Publikumspreis ›Der optimistische Durchblick‹
Isabella

Duncan Cowles, Russ Hogg, Großbritannien 2015, 9:19 min

Deutscher Wettbewerb
Die Jury: Luise Donschen, Mischa Leinkauf, Peter Zorn

Jurypreis
Schicht

Alex Gerbaulet, Deutschland 2015, 28:30 min

Begründung:
Schicht, Schacht, Schlund. Ausgehend von der Biografie der eigenen Bergarbeiterfamilie zeichnet Alex Gerbaulet in ihrem Film ›Schicht‹ ein eindrückliches Bild der bundesrepublikanischen Nachkriegsgeschichte. Schicht für Schicht entblättert sie dabei die funktionalisierte gesellschaftliche Normierung bis der Bodensatz deutscher Vorgartenspießigkeit zum Vorschein kommt. Während der Vater am Musterhaus baut, gleitet die Mutter zunehmend in eine psychische Krankheit ab und entscheidet sich die Tochter für Rebellion und Ausstieg. Den Soundtrack ihres Lebens liefert die Schlägersängerin Alexandra mit »Illusionen blüh’nde Wirklichkeit«. In einer virtuosen Montage verdichtet der Film privates und öffentliches Archivmaterial, Familienalben und Tagebücher zweier Generationen und findet für jeden Protagonisten einen eigenen Rhythmus. Diese Präzision, die sich auch in Gerbaulets lyrischem Off-Text wiederspiegelt, macht ›Schicht‹ zu einem filmischen Meisterwerk.


Lobende Erwähnung:
»(…) craving for narrative« lässt sich einfach nicht gut übersetzen
Max Grau, Deutschland 2015, 25:28 min

Begründung:
Luise: Der Film handelt von der Verführungskraft der Nostalgie.
Peter: Ich sehe darin eher eine popkulturelle Analyse in Verbindung mit einer sehr persönlichen Auseinandersetzung.
Mischa: Zuallererst macht der Film vor allem Spaß.
Luise: Ich kann mich eher an Travoltas Arsch erfreuen.
Mischa: Der Arsch ist mir gar nicht aufgefallen, ich war so damit beschäftigt, dem Filmemacher beim Denken zuzugucken.
Peter: Der Loop hat Groove, aber es fühlt sich irgendwie an wie ein Coitus Interruptus.
Mischa: Ihr denkt immer nur an das Eine.
Luise: Ich wehre mich nur gegen die Postmoderne, die den Zweifel an der Lust kultiviert.
Mischa: Ja eben, es geht um den Unterhaltungswert.
Peter: Ein sehr schönes Stück von Nerdy-Fankultur.
Luise: Der Film geht von der Lust am Schauen aus, dekonstruiert diese in einer sehr nachvollziehbaren Analyse und lässt uns am Ende mit dem Abziehbild des Kitsches, aber einem vibrierenden Körper zurück.
Mischa: So kann man es natürlich auch ausdrücken.


Hamburger Wettbewerb
Die Jury: Luise Donschen, Mischa Leinkauf, Peter Zorn

Jurypreis
Stadt der Elefanten

Marko Mijatovic, Deutschland/Bosnien-Herzegowina 2015, 29:32 min

Begründung:
Eine Stadt der Heimkehr, ein Ort zum Sterben. Marko Mijatovic porträtiert die kleine bosnische Bergstadt Vares, indem er verschiedenen Menschen auf ihrem Weg durch den Schnee folgt. Mit viel Ruhe thematisiert er die Bemühungen darum, an eine Zeit anzuknüpfen, in der die Stadt lebendig war – eine Zeit vor dem Krieg, eine Zeit vor der Abwanderung. Die Geschichten von den Geistern des Krieges, vom Aberglauben und der Hoffnung auf eine touristische Zukunft fügen sich zu einer kaleidoskopartig montierten Erzählung. Die Jury wünscht dem Filmemacher, dass er diese vielversprechenden Ansätze in seinen zukünftigen Arbeiten weiter verdichten kann.


Flotter-Dreier-Wettbewerb: Thema ›Abschalten‹

Publikumspreis ›Der Flotte Dreier‹, von der Hamburgischen Kulturstiftung
Bingo!

Patrick Schoenmaker, Niederlande 2015, 2:40 min


ARTE-Kurzfilmpreis
Die Jury: Barbara Häbe, Catherine Colas

ARTE-Kurzfilmpreis - Der Preis beinhaltet die Ausstrahlung auf ARTE.
Eine Villa mit Pinien

Jan Koester, Deutschland 2016, 12:58 min

Begründung:
ARTE und das ZDF freuen sich, den ARTE-Kurzfilmpreis an einen künstlerisch beeindruckenden Animationsfilm vergeben zu können. Mit einer naturalistischen Ästhetik und ausdrucksstarken farbprächtigen Bildern prägt sich dieser Animationsfilm tief in das Gedächtnis des Zuschauers ein. In einer fantastischen Fabelwelt mit Menschen in Tierköpfen treibt der Hausherr einer prachtvollen Villa sein Unwesen mithilfe einer teuflisch hypnotischen Musik. Ein Spiel zur Macht- und Grenzüberschreitung, welches überrascht und fasziniert. Wir gratulieren herzlich dem Regisseur und Autor Jan Koester zu dem Film ›Eine Villa mit Pinien‹.

Jugendprogramm FreiStil
Die Jury: Laura Marie Becker, Lilli Beyer, Jan Fuduric, Gitta Grot, Fiekke Grunwaldt

›Freischwimmer‹ (Jugendjurypreis, ab 14 Jahren)
Hopptornet (Zehnmeterturm)

Maximilien Van Aertryck, Axel Danielson, Schweden 2016, 16:37 min
Begründung:
Der Preis geht an einen Film, der uns alle überrascht hat. Bei einem Dokumentarfilm so zu lachen, wie wir es bei diesem getan haben, ist etwas sehr Besonderes und wir haben diese 15 Minuten sehr genossen. Dass dieser Film gewinnt, hat er der simplen aber genialen Konzeptidee und der Umsetzung dieser im Schnitt zu verdanken. An keiner Stelle wird einem langweilig, und der Film überrascht mehrfach mit neuen Ideen, die Dialoge sind erfrischend ehrlich und sehr verschieden. Trotz des Spaßes, den man sich aus den Leuten dort oben macht, fühlt doch jeder irgendwie mit. Und mal ehrlich, wärt ihr gesprungen?

Lobende Erwähnung:
O noapte in Tokoriki

Roxana Stroe, Rumänien 2016, 18:00 min, Kurzspielfilm
Begründung:  
Außerdem möchten wir eine Lobende Erwähnung aussprechen an einen Film, der uns sehr berührt hat. Ein sehr unterhaltsamer und schöner Film, der ein nach wie vor aktuelles und ernstes Thema humorvoll, besonders und nachvollziehbar umgesetzt hat. Der Film ist eine unglaublich schöne und witzige Party, die wir jede Minute mit viel Freude genossen haben. Der Film schaffte es unglaublich gut, lang unvorhersehbar zu bleiben und mit den Vermutungen des Zuschauers zu spielen, uns in die Irre zu führen, und ohne viel Dialog, aber durch die Musik, alles auszusagen. Für diese besondere und wunderschöne Weise der Umsetzung und auch eine sehr gute Kameraführung hat ›Eine Nacht in Tokoriki‹ von Roxana Stroe eine Lobende Erwähnung verdient. Vielen Dank!


18. Mo&Friese KinderKurzFilmFestival

Diese Preise werden von den beiden Kinderjurys vergeben.
Friese-Jury: Samuel Bartosch, Matteo Engel, Jana Kreyer, Levi Paschmann, Phillis Weiland
Mo-Jury: Emanuel Botechy, Malte Kreyer, Hana Ogbuihi, Hannah Prestin, Paula Rodriguez, Romy Stadler


Friese-Preis (Jurypreis, 4 bis 8 Jahre)
Ein Märchen von einer unmöglichen Stelle im Universum

Markus Wulf, Deutschland 2014, 20:00 min, Kurzspielfilm


Begründung:
Der Friese-Preis geht an ›Ein Märchen von einer unmöglichen Stelle im Universum‹ von Markus Wulf (und wir hoffen, dass er weiter so tolle Filme machen wird). Wir fanden den Film unheimlich lustig, und uns war schnell klar, dass er unbedingt gewinnen muss. Man kann sehen, dass es sehr aufwendig war, diesen fantasievollen Film zu drehen und dass sich sehr viel Mühe mit den Kostümen und den Animationen gegeben wurde. Die Schauspieler, Erwachsene und Kinder haben uns auch überzeugt. Sehr gut finden wir, dass der Film zeigt, dass es nicht immer so toll ist, eine Prinzessin zu sein – krass, dass Helene sich weigert, ihre Krone wieder aufzusetzen, die meisten Mädchen träumen von so was.


Mo-Preis (Jurypreis, 9 bis 13 Jahre)
Ninnoc

Niki Padidar, Niederlande 2015, 19:21 min, Dokumentarfilm

Begründung:
Für den Mo-Preis haben wir 22 Filme gesehen, und davon waren wirklich viele richtig gut. Aber es gab einen, bei dem dachten mehrere von uns sofort: Der ist es. Das ist der beste. Der Mo-Preis geht in diesem Jahr an ›Ninnoc‹ von Niki Padidar. Der Dokumentarfilm ist ein sehr berührendes Porträt einer zwölfjährigen Niederländerin, die ihre Geschichte vom Anderssein erzählt. Ninnoc, das könnte auch ich sein. Ein bisschen zumindest. Die Filmemacherin hat ihre Arbeit hervorragend gemacht. Sie hat ein unglaublich interessantes Thema megaschön bebildert. Und sie hat es geschafft, die verschiedenen Gefühle in einem Menschen berührend und glaubwürdig auf die Leinwand zu bringen. Viele Menschen verdrängen Themen wie Alleinsein und Depressionen lieber. Dieser Film öffnet die Augen dafür. Wir freuen uns auf mehr Filme von Niki Padidar und auf weniger »Normalsein« auf dieser Welt.


Lobende Erwähnung:
Barriere

Jussi Rastas, Jenni Kivistö, Finnland 2016, 6:21 min, Dokumentarfilm

Begründung:
Ja, wir mögen Dokumentarfilme! Deshalb möchten wir unbedingt auch noch eine Lobende Erwähnung aussprechen. Und zwar für ›Barriere‹ von Jussi Rastas und Jenni Kivistö. Es ist so verrückt zu sehen, wie der Protagonist in dem Film ganz anders behandelt wird als die hellhäutigen Finnen. Wegen seiner Hautfarbe! Im Jahr 2016?! Wir glauben, dass dieser Film etwas bewegen kann und vielleicht Rassisten dabei hilft, keine Rassisten mehr zu sein. Dafür haben die beiden Filmemacher beeindruckende Bilder gedreht.

Lobende Erwähnung:
Egal wer

Anne-Claire Jaulin, Frankreich  2015, 18:47 min, Kurzspielfilm
Begründung:

Wir mögen aber auch erfundene Geschichten – wenn sie gut erzählt sind, uns mit ihrer Botschaft berühren und spannend sind oder uns überraschen. Deshalb wollen wir noch einen zweiten Film genauso lobend erwähnen, und zwar ›Egal wer‹ von Anne-Claire Jaulin. Über den Zickenkrieg im Pfadfinderlager denken die Jury-Jungs vor allem, dass Mädchen einander das Leben manchmal unnötig schwer machen. Die Szene im Wald hat uns aber alle gepackt. Der Film ist hart, aber er zeigt gut, wie weit Menschen gehen, um ihre Stellung als Gruppenchef zu verteidigen. Und wir finden es wichtig, Filme darüber zu drehen, wie viel einfacher und schöner es wäre, wenn sich jede und jeder trauen kann zu lieben, wen er oder sie möchte.


GIB MIR FÜNF!-Wettbewerb
Kurzfilmwettbewerb für Kinder bis einschließlich 13 Jahren. Filme mit maximal 5 Minuten Lauflänge zu einem jährlich vorgegebenem Thema. Thema 2016: Absolute Giganten
(Preisgeld, gestiftet von GEOlino, vergeben von der Mo-Jury und der Friese-Jury: »Wir freuen uns schon auf mehr Filme von allen Einreichenden und vor allem von unseren drei Preisträgern. Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch!«)

1. Preis: Der entscheidende Moment
Niko Albers, Deutschland 2016, 3:00 min, Kurzspielfilm
Begründung: Der erste Platz im GIB MIR FÜNF!-Wettbewerb geht an Niko Albers. Wie man sich gegen Mobbing wehren kann, ist ein Thema, das uns alle berührt. Niko Albers erzählt dazu mit seinem Film eine Geschichte, die wichtig ist, auch wenn man sie eigentlich schon kennt: Das Opfer findet den Mut, einem anderen geärgerten Kind zu helfen und so das Mobbing endlich zu stoppen. Niko probiert dafür aber eigene Stilmittel aus. Vor allem die nahe Einstellung auf den sprechenden Mund hat uns begeistert. Wir haben uns dadurch besonders darauf konzentriert, was die Hauptfigur erzählt und fühlt. Dabei zeigt der Film, dass Mobbing nicht nur jeden etwas angeht, sondern auch, dass in jedem von uns das Zeug dazu steckt, im Alltag zum absoluten Giganten zu werden.

2. Preis: 5 for Life
SFO-Förde-Schule-Gravenstein Dänemark 2016, 4:42 min, Kurzspielfilm
Begründung: Der zweitbeste Film ist für uns ›5 for Life‹. Im eigenen Leben fällt einem manchmal nicht so auf, was unsere Familie alles für uns macht. Deshalb gefällt uns gut, dass Mama, Opa oder die Schwester in diesem Film in Superhelden-Kostümen stecken. Die Filmemacher und -macherinnen haben sich dafür fünf tolle Helden-Situationen ausgedacht. Überzeugt hat uns auch ihr kluger Einsatz von Musik. Und bei der Szene mit dem rollenden Stein sieht man noch mal besonders deutlich, wie viele Gedanken sich die Filmgruppe gemacht hat – vom Ketchup beim Dreh bis zum Schnitt des Films.

3. Preis: Giganten der Tiefe
Medienwerkstatt AG, Grundschule Tennenbronn, Deutschland 2016, 3:00 min, Animation
Begründung: Den dritten Platz belegt ›Giganten der Tiefe‹. Die Medienwerkstatt AG der Grundschule Tennenbronn hat einen wirklich schönen Film animiert. Wir finden die Geräusche toll und sind begeistert, wie kreativ die Kinder Unterwassermonster aus Alltagsgegenständen erfunden haben. Trotzdem kann man gut erkennen, wie die größeren Fische die kleineren fressen – wie in der Natur. Hier stehen aber die schöne Animation und die Tonspur im Vordergrund, die Geschichte tritt in diesem Film zurück. Das gefällt uns! An einigen Stellen haben sie aber so viele Giganten gleichzeitig in der Tiefe herumwuseln lassen, dass man fast ein bisschen verwirrt ist.