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Filmprogramme 2005

INTERNATIONALER WETTBEWERB

»Als der braune Hund in der Kneipe von Stalin gebissen wurde«

 

Noch gar nicht lange ist es her, dass Harald Juhnke, der Herr Papst und so ein Fürst aus einem Steuerparadies in einem anderen – und übergeordneten – Wettbewerb unterlagen.

Zu dieser Zeit allerdings näherte sich die Filmauswahl für den Internationalen Wettbewerb ohne sofortige Programmunterbrechung ihrem Ende. Achtmal neunzig Minuten geben nun den Blick auf das frei, was den internationalen Kurzfilm höchst interessant bleiben lässt: die Übersetzung guter Ideen in nicht zu viele Minuten Film. Und das passiert natürlich nicht nur in den Gegenden, die ohnehin schon ständig im gängigen Kinobetrieb präsent sind. Subjektive Wahrnehmungen der Londoner Architekturgeschichte finden sich da neben den Freiheitswünschen chinesischer Vögel und Essstörungen türkischer Mädchen. Am Ende gewinnen manche was – andere sind auch ohne Preis große Klasse. So geht das.

 

 

NO BUDGET WETTBEWERB

»mass-media-landscape«

 

In Zeiten von schweren Umbrüchen und Katastrophen erreichte NoBudget eine Überdosis an individuellen Szenarien aus Vorstellungswelten, die für vielfältige Ablagerungen in unseren Gemütszuständen sorgten. Das Zuschauen verirrte sich zwischen Synthetik-Wunderland und einer vereinheitlichen Massenmedien-Landschaft. Konventionelle Methoden arrangierten etwaige Prozesse zur geordneten Zusammenstellung, wobei sich viele Ideen gegenseitig neutralisierten. Schnelle Fertigungseinheiten beschleunigten die Bilder, das diese meist schon vor deren Entstehen zum Ende kamen. Nur selten separierten sich ultra-subjektive Wahrnehmungen, ohne sich voreilig aus der Mythos-Garderobe bedienen zu müssen, eine verbindende Eigenkonstruktion von Suchen und Erkennen. Ein NoBudget-Event bleibt instabil, irritierend, bereichernd, schafft Einblicke in fremdartige Realitäten. Wer sich mit diesem Ereignis konfrontieren möchte, hat hier die einmalige Gelegenheit.

 

 

MADE IN GERMANY

»Deutschland im Jahre Nullfünf«

 

Ob Babelsberg, Bamberg oder Bad Tölz, Hauptsache »Made in Germany« lautet das Motto zur kulturellen Ankurbelung des Bruttoinlandproduktes.

Vielförmig und -formatig treten dabei in diesem Jahr wieder etwa 20 ausgewählte Kurzfilme den Beweis an, dass es republikintern zu Grenzüberschreitungen, zumindest filmischer Art, kommen kann.

In den drei Programmen ist deshalb von der animierten Knetgummiromanze bis zur schauspielerischen Glanzleistung einfach alles zu erwarten.

Eine bunt blühende Kurzfilm-Landschaft, in der auch die demokratischen Grundrechte gewahrt bleiben, denn den Wettbewerbsgewinner wählt das Publikum!

 

 

MADE IN HAMBURG

»Kurzfilmnächte dank der Hamburgischen Kulturstiftung«

 

Was ist los in der Medienstadt Hamburg? Gibt es die überhaupt noch oder sind wir eh schon alle mit einem Coffee to go in der Hand am Potsdamer Platz angekommen? Passiert jetzt alles immer nur noch in Berlin?

Keine Angst: Auch in Hamburg werden noch Filme gedreht. Der beste Beweis ist unser Hamburger Wettbewerb. Unter dem Titel »Made in Hamburg« präsentiert die Hamburgische Kulturstiftung Filme aus und über Hamburg.

Eine Jury und das Publikum vergeben in dieser Kategorie jeweils einen mit 1.500 Euro dotierten Preis. Die »HanseShorts« werden seit 1998 von der Hamburgischen Kulturstiftung finanziert. Da keinerlei Vorgaben bezüglich Genre oder Thema bestehen, tummelt sich in diesem Wettbewerb Experimentelles neben Kurzspielfilmen oder Animationen. Und nicht zuletzt bietet Made in Hamburg auch die Chance, vielleicht einmal das eigene Haus im Kino sehen zu können.

 

 

FLOTTER DREIER – THEMA: »FUSSBALL«

»Der Ball ist rund und das Spiel dauert nur drei Minuten«

 

Der ungekrönte Publikumsliebling beim internationalen KurzFilmFestival Hamburg heißt Flotter Dreier und zeigt Filme zu einem vorgegebenen Thema, die nicht länger als drei Minuten lang sein dürfen. Drei Minuten erlauben nicht gerade, auf Zeit zu spielen, auch wenn das Thema in diesem Jahr Fußball heißt. Das kann für eine Blutgrätsche in Ultra-Zeitlupe ebenso reichen wie für eine Mini-Charakterstudie über trauernde Exilschwaben nach einer VfB-Niederlage. Aber auch Beckenbauer als Knetgummifigur könnte charmant sein. Unentschieden allerdings gibt es beim Flotten Dreier nicht. Am Ende hat auf jeden Fall ein Film gewonnen, das Programm aber wird Trappatonis weise Worte deutlich illustriert haben: »Fußball ist Ding, Dang, Dong. Es gibt nicht nur Ding.«

 

 

SONDERPROGRAMM REDUKTION

»Aus der Not eine Tugend«

 

Verdichtung war auf dem Internationalen Kurzfilmfestival Hamburg schon immer Methode: Die geringe Dauer der gezeigten Filme, die No-Budget-Tradition und die begrenzten Finanzen erfordern immer wieder Reduktionen. Unser diesjähriges Sonderprogramm zum Thema will sich an Formen und Funktionen von Reduktionsprozessen annähern.

Das Spektrum der ausgewählten Werke reicht vom filmästhetischen Experiment über Kurzfilm-Remakes klassischer Hollywoodfilme bis zum narrativ und dokumentarisch vorgeführtem Nachdenken über das Leben unter reduzierten Bedingungen.

Die Filme thematisieren den Mangel, das Wesentliche, das Wenige. Sie konzentrieren oder wiederholen sich. Sie verzichten. Sie reduzieren: den Film auf ein formales Moment oder Menschen auf Objekte. Aber lustig soll es auch sein, ist es doch gerade das Wesen des Witzes, einen komplexeren Sachverhalt auf eine Pointe zu reduzieren.

An das Programm müssen also keine reduzierten Erwartungen gestellt werden, schließlich werden wir, geschult an eigenen Reduktionserfahrungen, das Beste aus reduzierten Bedingungen machen.

 

 

Sonderprogramm Fokus Iran

»Filme wider die Isolation«

 

Dem Kurzfilmschaffen der Islamischen Republik Iran widmet das diesjährige IKFF Hamburg ein umfangreiches und brandaktuelles Sonderprogramm. Interessanterweise thematisieren neuere iranische Produktionen frühere Tabuthemen wie Prostitution, Drogen oder die Beziehung von Frau und Mann. Fern von folkloristischen Bildern voller ländlicher Armut und Abgeschiedenheit sind immer häufiger unabhängige Arbeiten zu entdecken, die es trotz Zensur wagen, sich mit der gelebten Wirklichkeit der heutigen iranischen Gesellschaft in den Großstädten auseinanderzusetzen. Sie spiegeln authentisch eine zerrissene Gesellschaft, die sich unter der Mullahdoktrin auf phantasievollen Schleichwegen auszubalancieren sucht. Gerade der Kurzfilm scheint eine Plattform für Nischenthemen zu bieten, die im Langfilm womöglich staatlicher Zensur zum Opfer fallen würden. Fünf Filmblöcke beschäftigen sich durchaus humorvoll mit allerlei Grenzen, unendlichem Warten, dem Leben unter dem Schleier, der Dynamik von Jung und Alt und der »Achse des Bösen«.

Da es hier viel zu diskutieren gibt, bieten wir in einer Persischen Happy Hour täglich Gelegenheit, mit unseren Gästen aus dem Iran ins Gespräch zu kommen, weitere Filme zu sichten und orientalische Leckereien zu kosten. Näheres zu Ort und Programm am Infocounter.

 

 

A Wall is a Screen

»Toten öffentlichen Raum mit Leben füllen«

 

Wir verlassen wie im vergangenen Jahr das Kino und ziehen bei Nacht mit unserem mobilen Kino durch die Innenstadt. Wände werden zu Leinwänden und Filme werden Realität. Wir reduzieren das Kino auf das Wesentliche: das Erleben des Films. Hinfort mit Polstern, mit perfekter Projektion. Der Generator ist unser Antrieb, der Beamer und die Tonanlage unsere Überlebensration im Dschungel der Großstadt. Mit neuer Route und neuen Filmen überraschen wir Euch auch dieses Jahr: Donnerstag, 9.06.05 und Samstag 11.06.05 Treffpunkt: 22:30 Karstadt Sporthaus.

 
 
Internationales KurzFilmFestival Hamburg

Veranstalter: KurzFilmAgentur Hamburg e.V.

Friedensallee 7 • D-22765 Hamburg • Fon: +49-40-39 10 63 23

Fax: +49-40-39 10 63 20 • eMail festival@shortfilm.com



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Seite zuletzt geändert > 03.06.2005