Preisträger 2007
Mit der Preisverleihung in Anwesenheit zahlreicher Filmemacher ging am Montag Abend in den zeise-Hallen das 23. Internationale KurzFilmFestival Hamburg zu Ende. Insgesamt wurden mehr als 30.000 Euro an Preisgeldern vergeben. Wie in den Jahren zuvor lässt sich das Ergebnis des Festivals auf den Nenner „Publikum glücklich, Festivalteam ausgelaugt“ bringen.
„Nach einer Woche Festival – sozusagen wie aus einem Guss – freuen wir uns die frohe Kunde über die Preisträger in die Welt hinaustragen zu dürfen.“ So Festivalleiter Jürgen Kittel. Hier also die Gewinnerfilme:
Übersicht der Preisträger als PDF-Datei |
255 K |
INTERNATIONALER WETTBEWERB
Jury: Anna Berger, Erik Hemmendorf, Philip Ilson, Carol Mansour, Veton Nurkollari
Jurypreis des Internationalen Wettbewerbs
Dotiert mit 3.000,- Euro
Lampa cu caciula (The Tube with a Hat)
Radu Jude, Rumänien 2006
Kurzspielfilm, 23:20 min
Begründung: Um das Thema “Vater-und-Sohn-Beziehung“ weiterzuführen, möchten wir den Preis an einen Film vergeben, der ein Stück Alltag im Europa des 21. Jahrhunderts zeigt, meilenweit entfernt von unserer eigenen hoch technisierten Welt des Pay- TV und X-Box Spielen. Dort stellt ein kaputter Schwarzweißfernseher den Lebensmittelpunkt eines kleinen Jungen dar. Das Bild von Vater und Sohn, die in der Morgendämmerung über nasse Felder ziehen und dabei den Fernseher der Familie tragen, bringt dieses Drama in all seiner Einfachheit auf den Punkt.
François-Ode-Preis
Dotiert mit 1.500,- Euro
Bare
Santana Issar, Indien 2006
Dokumentarfilm, 11 min
Begründung: Mit mitgeschnittenen Telefongespräche und alte Videoaufnahmen hat Santana Issar ein intimes und unsentimentales Portrait ihrer Familie und den Alkoholismus ihres Vaters gemacht. Die Jury war beeindruckt von der Offenheit der Charaktere in ihrer Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Zukunft, Familie und Verantwortung. Der François-Ode-Preis 2007 geht an den Dokumentarfilm BARE von Santana Issar.
Lobende Erwähnungen
La Leçon de Guitare (The Guitar Lesson)
Martin Rit, Frankreich 2006
Kurzspielfilm, 17:42 min
Begründung: Mindestens eines der Jurymitglieder ist Fan des französischen Chansonniers Serge Gainsbourg, und sein Lied „Laetitia“ steht im Mittelpunkt dieser Erzählung voller subtiler Nuancen und Unbehagen.
Soft
Simon Ellis, England 2006
Kurzspielfilm, 14:06 min
Begründung: Die zweite lobende Erwähnung geht an einen kraftvollen Film, getragen von seinen Charakteren, der den britischen Zeitgeist der Gangkultur und des happy-slapping beschreibt, und darüber hinaus die Geschichte von der Enttäuschung eines Sohns über seinen Vater erzählt.
Škoda-Publikumspreis
1.500,- Euro gesponsort von Škoda
In diesem Jahr wird der Publikumspreis ex aequo verliehen (je 750,- Euro):
La Leçon de Guitare (The Guitar Lesson)
Martin Rit, Frankreich 2006
Kurzspielfilm, 17:42 min
Soft
Simon Ellis, England 2006
Kurzspielfilm, 14:06 min
NOBUDGET WETTBEWERB
Jury: Oliver Baumgarten, Peter van Hoof, Dana Levy
Jurypreis NoBudget Wettbewerb
Dotiert mit 2.000,- Euro
This is My Land
Ben Rivers, England 2006
Dokumentarfilm, 14:00 min
Begründung: Ein poetisches und humanistisches Portrait, das uns einen Einblick in ein anderes Lebenstempo bietet. Die Tonspur des Films ist ebenso präzise und handwerklich schön gemacht wie fantasievoll.
Der NoBudget-Jurypreis geht an: „This is My Land“ von Ben Rivers.
Lobende Erwähnung
Hairlady
David Birdsell, Kanada/USA 2006
Experimenteller Kurzspielfilm, 8:12 min
Begründung: Das Bedürfnis eines Mannes nach Körperpflege: diese sich wiederholende, alltägliche Tätigkeit wird in einem äußerst dynamischen Loop erzählt und dabei durch den elliptischen Schnitt immer weiter reduziert. Der Sandmann mag uns zu Bett bringen, doch die Haarfrau bringt uns zur Rasur.
Publikumspreis NoBudget Wettbewerb
Dotiert mit 1.500,- Euro
Trotzdem Danke
Mischa Leinkauf & Matthias Wermke, Deutschland 2006
Experimentalfilm, 6:30 min
DEUTSCHE WETTBEWERBE
Jury: Filomeno Fusco, Christiane Müller-Lobeck, Markus Prasse
Pilsner Urquell Innovationspreis
Dotiert mit 2.000,- Euro gestiftet von Pilsner Urquell
Die gute Lage (In a Good Position)
Nancy Brandt, Deutschland 2006
Dokumentarfilm, 13:36 min
Begründung: Der ungewöhnliche Dokumentarfilm vermittelt mit einem überraschend klaren Konzept, konsequent umgesetzt mit einfachsten Mitteln, die Geschichte einer Siedlung des sozialen Wohnungsbaus. Zugleich gibt er einen Einblick in den sensiblen Mikrokosmos seiner Bewohner unterschiedlicher Herkunft sowie der unter ihnen herrschenden Animositäten: mit Stringenz, einer nüchternen Perspektive und frei von Didaktik.
Lobende Erwähnung im Deutschen Wettbewerb
Beckenrand (Poolside)
Michael Koch, Deutschland/Schweiz 2006
Kurzspielfilm, 19:35 min
Begründung: Der Spielfilm entwickelt eine bezwingende, unterschwellig sich aufbauende Spannung durch großartige Bildkompositionen, die seinen Spielort, ein Schwimmbad, kongenial in Szene setzen, durch karge Dialog und ein hervorragendes Schauspielensemble.
Natural American Spirit Publikumspreis
Dotiert mit 1.500,- Euro gestiftet von Natural American Spirit
Hilda & Karl
Toke Constantin Hebbeln, Deutschland 2006
Kurzspielfilm, 13 min
Jurypreis der Hamburgischen Kulturstiftung
Dotiert mit 2.000,- Euro gestiftet von der Hamburgischen Kulturstiftung
Wie ich ein freier Reisebegleiter wurde (How I Became a Freelance Travel Guide)
Jan Peters, Deutschland 2007
Inszenierter Dokumentarfilm, 15:37 min
Begründung: Der herrlich absurde Film über prekäre Erwerbsverhältnisse in Deutschland besticht durch einen eingeständigen und unkonventionellen Stil. Mit leichter Hand verbindet der Filmemacher die verschiedenen Formen Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilm zu einer gelungenen Persiflage, die neue Arbeitsrealitäten nicht nur überspitzt, sondern auch ernsthaft durchleuchtet.
Lobende Erwähnung Hamburger Wettbewerb
NachtSchatten (NightShade)
Sabine Höpfner, Deutschland 2007
Experimenteller Animationsfilm, 7:40 min
Begründung: Mit ihrer herausragenden Komposition von Bild und Ton entführt die experimentelle Arbeit der Videokünstlerin in ein ganz eigenes artifizielles Universum, in dem sie alltägliche biologisch-physikalische Phänomene verstärkt und auf faszinierende Weise für den Kinozuschauer neu erleb- und erfahrbar macht.
Publikumspreis der Hamburgischen Kulturstiftung
Dotiert mit 1.500,- Euro gestiftet von der Hamburgischen Kulturstiftung
Wie ich ein freier Reisebegleiter wurde (How I Became a Freelance Travel Guide)
Jan Peters, Deutschland 2007
Inszenierter Dokumentarfilm, 15:37 min
FLOTTER DREIER WETTBEWERB
Dotiert mit 1.000,- Euro
Thema 2007: "Heimat"
Heimarbeit (Homework)
Fabian Möhrke, Deutschland 2005
Experimenteller Dokumentarfilm, 1:47 min
MO&FRIESE KINDERKURZFILMFESTIVAL
Das 9. Mo&Friese KinderKurzFilmfestival ging am Sonntag, den 10.06. um 15 Uhr mit der Preisverleihung im zeise Kino zu Ende. Vergeben wurden zwei Preise: der Friese-Preis für Filme aus den Programmen ab 4 und ab 6 Jahre und der Mo-Preis für die Filme aus den Programmen ab 9 und ab 12 Jahre.
Friese-Preis (Kinderjury 8-10 Jahre)
Dotiert mit 1.250,- Euro gestiftet von Springer Bio-Backwerk
Der kleine Mann
Esben Tonnesen, Dänemark 2006
Kurzspielfilm, 13:00 min
Begründung: Wir haben uns für den Film „Kleiner Mann" (Lille Mand) aus Dänemark entschieden, weil wir die Idee zu diesem Film wirklich gut fanden. Die einzelnen Nachforschungen die Mathias anstellt, um zu erfahren wie Mädchen sind, sind witzig dargestellt. Begeistert hat uns zudem das überraschende Ende.
Lobende Erwähnung
The Silence between us
Katie O'Neill, Australien, 2006
Kurzspielfilm, 7:14 min
Begründung: Eine lobende Erwähnung erhält in diesem Jahr der Film „Die Stille zwischen uns" (The silence between us) aus Australien. Wir waren sehr fasziniert von dieser schön erzählten, aber auch traurigen Geschichte über eine Mutter und deren Tochter, die beide hörgeschädigt sind. Uns hat besonders gut gefallen, dass man hier sehen konnte, wie ein Kind mit dieser Situation fertig wird.
Mo-Preis (Kinderjury 11-13 Jahre)
Dotiert mit 1.250,- Euro gestiftet von GEOlino - Das Erlebnisheft
The Wrong Trainers
Kez Margrie, England 2006
Computeranimation, 15:00 min
Begründung: Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen, da wir mehrere Filme in die engere Auswahl genommen hatten. Daher geht der Mo Preis an die Dokumentation „The Wrong Trainers“. Dieser Film hat uns sehr fasziniert und war sehr aufschlussreich. Er war liebevoll gestaltet und ansprechend, und die Musik war sehr passend. Außerdem war es interessant zu sehen, wie verschiedene Kinder mit ihren Lebenssituationen umgehen.
Gib mir fünf! Kurzfilmwettwerb
Thema 2007: Mein Traumberuf
1. Preis
Mein Traumberuf – Jugendfilm e.V. Hamburg
Luis Arndt, Vincent Delius, Mirco Erichsen, Sebastian Pinzke, Oliver Zurhelle, Deutschland 2006
Kurzspielfilm , 6:10 min
2. Preis
Traumberuf: Türsteher
Wildis Streng, Deutschland 2007
Kurzspielfilm, 5:30 min
3. Preis
Carl der Postmann
Thomas Fischer, Deutschland 2007
Animationsfilm, 7:29 min
arte-Kurzfilmpreis
6000.- Euro (Ankauf und Ausstrahlung des Kurzfilms im Rahmen des Kurzfilmprogramms auf arte)
Mammal
Astrid Rieger, Deutschland 2006
Kurzspielfilm, 7:25 min
Begründung: Durch einen intelligenten Schnitt bringt uns die Filmemacherin in eine Welt, in der Realität und Phantasie sich ständig mischen. Dieser Wechsel reflektiert eine Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Sohn und deren Entwicklung. Die zurückhaltende Interpretation der Schauspieler sowie die Abwesenheit von Dialogen betonen das Thema des Films.
Der Preis geht an "Mammal" von der talentierten Filmemacherin Astrid Rieger.
ZDFdokukanal-Preis
Jury: Angelika Hoffmann, Andrea Windisch
2.000,- Euro (Ankauf und Ausstrahlung des Kurzfilms im Rahmen des Programms auf ZDFdokukanal)
Die gute Lage (In a Good Position)
Nancy Brandt, Deutschland 2006
Dokumentarfilm, 13:36 min
Begründung: Der Preis für die Kategorie bester dokumentarischer Kurzfilm geht an: "Die gute Lage" von Nancy Brandt. In ihrem Dokumentarfilm gibt uns die Autorin Nancy Brandt ungewöhnliche Einblicke in die Wohnzimmer einer Münchner Wohnbausiedlung. Sie stellt eine Multi-Kulti-Gesellschaft vor, die vor allem eines verbindet: ein gemeinsames Dach über dem Kopf.
Die Kreisbewegung der Kamera bildet dabei einen eindrucksvollen Kontrast zu dem Stilleben, zu dem sich die Bewohner jeweils gruppieren. Von Dramaturgie über Kamera, Schnitt und Montage, ist der Dokumentarfilm eine äußerst gelungene Momentaufnahme, die in abwechslungsreichen 13 Minuten den ganzen Mikro-Kosmos eines Hochhauses erfasst.
MUSIK in KURZFILM Preis
Jury: Ricardo Cortez, Corinna Dästner, Andrea Rothaug
Die Jury der "Musik-im-Kurzfilm"-Preise Sounddesign national und Sounddesign international der GEMA Stiftung präsentiert von RockCity Hamburg e.V. möchte der Musik und damit den Komponisten von Filmmusik eine Stimme verleihen. Dabei setzte sie den Fokus bei der Vergabe auf die tatsächliche Anwesenheit von Urhebern im Sinne der GEMA, was die Auswahl deutlich reduzierte. Die Grenzen zwischen Tondesign und Musik werden bei der Vergabe bewusst als fließend verstanden – in der diesjährigen Auswahl schlug das Pendel zugunsten des Geräuschs aus – im nächsten wird es vielleicht die klassisch komponierte Filmmusik sein.
MUSIK im KURZFILM-Preis International
Dotiert mit 2.000,- Euro
i
Luke Losey, England 2006
Experimentalfilm, 1:30 min
Begründung: „i“ von Luke Losey ist ein Film, in dem sich Bild und Ton buchstäblich auf Augenhöhe begegnen. Erst die Klänge und Geräusche des Sounddesigners Tim Harrison öffnen dem Zuschauer den inhaltlichen Assoziationsraum des Geschehens: ein feines Spiel aus vermeintlich eindeutigen Schüsselreizen und einer atmosphärischen Klangcollage entsteht.
MUSIK im KURZFILM-Preis National
Dotiert mit 2.000,- Euro
Osmotic
Jan Verbeek, Deutschland/Südkorea 2006
Experimenteller Dokumentarfilm, 3:03 min
Begründung: Jan Verbeek gelingt es als Regisseur und Komponist gleich auf mehreren Ebenen der Musik und dem Ton eine Stimme zu verleihen. Während schon die Musikspur der Bildebene einen Mitspieler von ästetisch-künstlerischer Ebenbürtigkeit zur Seite stellt, erweitert die Überblendung und Kombination mit dem Originalton den Film um einen weiteren interessanten Aspekt: Der Wechsel zwischen den Tonebenen lässt das tanzende Dirigat des Parkwächters gekonnt zwischen traumhafter Irrealität und dokumentarhaftem Erwachen changieren.