Ein Workshop von Dagie Brundert

Seit einiger Zeit experimentiere ich mit Alternativen zu herkömmlichem, umweltschädlichem Filmentwickler. Dabei bin ich über Caffenol gestolpert, einen Schwarzweiß-Negativ-Entwickler, den schon viele Fotografen ausprobiert haben.
Caffenol besteht aus löslichem Kaffee, Vitamin-C-Pulver und Waschsoda. Alle drei Zutaten bekommt man für wenig Geld bei Aldi, Lidl, Rossmann und Co. Es empfiehlt sich, die billigste Kaffeesorte zu kaufen, denn da ist am meisten Kaffeesäure drin: schlecht für den Magen, essentiell fürs Entwickeln! Entsorgen kann man die Suppe nach einmaligem Gebrauch einfach ins Klo.

Und wieso geht das?
Kaffee enthält Phenole, die kleinen Schwestern von Hydrochinon, dem Hauptbestandteil vieler Schwarzweiß-Entwickler. Phenole kommen in verschiedenen Pflanzen und Nahrungsmitteln vor: Kaffee, Tee, Rotwein, Kartoffeln, Farn, Schwarzen Johannisbeeren, Pilzen, Vanille, Whisky, Baumrinde, diversen Blumenblüten und vielem mehr.

Ich mixe also die obenstehenden Pflanzen und Genussmittel (entsafte rohe Kartoffeln, brühe Blüten auf, häcksele und verkoche Grünzeug) und mische (wichtig!) Vitamin-C-Pulver (Kontrastvergrößerer, Kornputzer und Lichtklärer) und Waschsoda (Alkali = Beschleuniger, entsäuert den ph-Wert) hinzu. Die Ergebnisse können es auf alle Fälle mit herkömmlichen Entwicklern aufnehmen – da wird nichts schmierig, labberig oder braun, im Gegenteil: Ich bin immer wieder erstaunt, wie fein, graunuancenreich, kontrastig, sensibel die Suppen arbeiten. Und riechen tun sie auch interessant. Ein bisschen kommt man sich vor wie in einer Alchimistenbrauerei: rührend, schnuppernd, Zauberformeln murmelnd.

Dagie Brundert lebt in Berlin und ist Künstlerin und passionierte Super-8-Filmemacherin.
Mehr Informationen unter : http://wabisabisuper8.com/Hamburg.html

Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt, kann bei Bedarf aber auch auf Englisch durchgeführt werden. Eine Anmeldung ist erforderlich.