Preisträger 2018

Alle Preisträger und Jurybegründungen

Internationaler Wettbewerb

Die Jury: Carolina Ciuti, Per Fikse, Jelena Maksimovic

Hamburger Kurzfilmpreis (Jurypreis des Internationalen Wettbewerbs, 3000 Euro)


Flores Jorge Jácome, Portugal 2017, 26:00 min

Begründung: Was wäre, wenn wir uns die Kolonisation neu vorstellen, indem wir das Szenario vom Einfluss von Mensch und Natur auf den Kopf stellen? Der Preis geht an einen Film, der uns mit einer mutigen und doch sanften Sprache das doppelte Gesicht der Schönheit als gleichermaßen auratisch und grimmig zeigt. Die nichtlineare Struktur zeigt Reflexionen von Verdrängung, Trennung und den vielen Ebenen der Freundschaft als etwas, an dem man sich festhalten kann. Während also die Blumen allenthalben wachsen, freuen wir uns darüber, ›Flores‹ den Hamburger Kurzfilmpreis zu verleihen.

Lobende Erwähnung:

Una Luna de hierro Francisco Rodríguez Teare, Chile, Frankreich 2017, 28:35 min


Begründung: Die erste Lobende Erwähnung geht an einen Film, der einen möglichen Kriminalfall skizziert, indem er mit den Erwartungen des Publikums spielt durch die Einführung irreführender Hinweise und über Interviews mit unglaubwürdigen Einheimischen. Eine poetische Reflexion über mögliche Wege, ein traumatisches Ereignis zu erfassen und das Aufeinanderprallen von vornehmlich zuverlässigen schriftlichen Dokumenten und heikler mündlicher Erinnerung.

Lobende Erwähnung:

Dit Learn Laure Prouvost, Großbritannien 2017, 15:00 min


Begründung: Die zweite Lobende Erwähnung geht an einen Film, der die Wahrheit über unsere Zeit ausspricht, ohne dabei zu eindeutig zu sein. Eine kraftvolle, detaillierte und kluge Analyse der hysterischen Produktion von Bildern, die unsere Zeitgenossenschaft definiert und sich an die Öffentlichkeit mit der einfachen Frage wendet, wie wir unser Bildverständnis neu erlernen können. Die sich dabei wiederholende Litanei („Memory, Memory, Memory“) fungiert in unserem vergangenheitsvergessenen Zeitalter als Aufforderung an das Nichtvergessen.

Publikumspreis (1500 Euro), wettbewerbsübergreifend vergeben an einen Film aus dem Internationalen und Deutschen Wettbewerb. Der Preisträgerfilm 2018 lief im Internationalen Wettbewerb.


Flores Jorge Jácome, Portugal 2017, 26:00 min

Deframed Wettbewerb

Die Jury: Dunja Bialas, Carmen Gray, Vladimir Nadein

Deframed-Jurypreis (2000 Euro)


Monelle Diego Marcon, Italien 2017, 16:02 min

Begründung: In einem sehr herausfordernden Deframed-Programm lenkte sich unsere Aufmerksamkeit sofort auf einen Film, der sich durch die Abwesenheit von Bild und Ton auszeichnet. Im sozio-kinematischen Raum zwischen Horrorgenre und Terroranschlägen entsteht mit den Mitteln des Kinos aus dem Diffusen heraus ein konkreter politischer Kommentar. Der Film beruht auf beeindruckende Art und Weise auf der doppelten Vorstellung der filmischen Einstellung und der Gewalttat, wobei wir zwischen den Einzelbildern im angsteinflößenden Unbekannten einer obskuren Schwärze gebadet werden.

Deframed Publikumspreis (1500 Euro)


We Love Me Naween Noppakun, Thailand 2017, 13:13 min

Deutscher Wettbewerb

Die Jury: Jonas Eisenschmidt, Delphine Jeanneret, Philip Widmann

Jurypreis (2000 Euro)


Die Wirkung des Geschützes auf Gewitterwolken Juliane Jaschnow, Stefanie Schroeder, Deutschland 2017, 30:30 min

Begründung: In ihrer Untersuchung eines Ökosystems mediatisierter Bilder und Töne und der ihm innewohnenden Kreisläufe der Angst schaffen die Filmemacherinnen einen Essay als angewandte Erforschung des Zeitgenössischen. Die Gegenwart, die allzu nah scheint, wird durch Ausflüge in die Geschichte perspektivisch beleuchtet. Eine Geschichte von Bemühungen, die Ordnung der Natur zu beherrschen. Von Episode zu Episode beginnen wir zu ahnen, wie das Soziale als unausweichliche Katastrophe imaginiert wird, indem man es mit Metaphern aus der Natur beschreibt. Öffentliche Entrüstung wird zu Gewittern, gefühlte Bedrohungen verdichten sich zu Wolken. Die Wolken zu vertreiben heißt zu demystifizieren. Der Film erinnert uns an unsere gemeinsame Verantwortung bei der Herstellung sozialer Klimabedingungen.

Lobende Erwähnung:

Confluence Benjamin Ramírez Pérez, Stefan Ramírez Pérez, Deutschland, Niederlande, Serbien 2017, 20:45 min


Begründung: Der Film verhandelt politische, soziale und architektonische Zustände über das Porträt einer jungen Popsängerin, die zum Produkt der Vorstellungen einer Gemeinschaft wird – oder sind es ihre eigenen? Indem der Film ihr Bild rekonstruiert, eröffnet sich eine neue Erzählung über das heutige Serbien.

Hamburger Wettbewerb

Die Jury: Jonas Eisenschmidt, Delphine Jeanneret, Philip Widmann

Jurypreis (1500 Euro)


Spineless Kingdom Max Sänger, Deutschland 2017, 29:00 min

Begründung: Ein Film, der seine ganz eigene organische Struktur entwickelt – in einer Bewegung zwischen Mikrokosmen, die fern voneinander und eng verbunden zugleich sind. Der Filmemacher nähert sich ohne zu stören und erhält damit die Fragilität des Habitats, das er beobachtet. Wie die nichtmenschlichen und menschlichen Protagonisten seines Films folgt er einer Praxis des Sammelns – als Zugang zur Welt und als Überlebensmodus. Eine Koexistenz solitärer Zustände, die der Film transzendiert zu einem Verständnis unserer Zugehörigkeit zu einer unendlichen Menge von Daseinsformen.

Flotter-Dreier-Wettbewerb: Thema ›Skandal‹


Publikumspreis ›Der Flotte Dreier‹ (1000 Euro), von der Hamburgischen Kulturstiftung
Null Komma Sieben Moritz Boll, Deutschland 2018, 3:00 min

ARTE-Kurzfilmpreis

Die Jury: Barbara Häbe, Catherine Colas

ARTE-Kurzfilmpreis (bis zu 6000 Euro). Der Preis beinhaltet die Ausstrahlung auf ARTE. Der Preisträgerfilm 2018 lief im Internationalen Wettbewerb.
After School Knife Fight Caroline Poggi, Jonathan Vinel, Frankreich 2017, 21:00 min

Begründung: Der ARTE-Kurzfilmpreis geht an einen Film, dessen stilistische Reife und starke Handschrift die Jury überzeugt hat. Der Film ist im Jetzt verankert. Wie erzählt man Liebe im 21. Jahrhundert? Wie die Zerbrechlichkeit, das Vergängliche? Darauf gibt der Film ›After School Knife Fight‹ eine cinematografische Antwort.

20. Mo&Friese KinderKurzFilmFestival

Diese Preise werden von den beiden Kinderjurys vergeben.

Friese-Jury: Okke Glatz, Levi Paschmann, Jana Kreyer, Lina Lau, Matteo Engel

Mo-Jury: Theo Rogge, Paula Gunst, Ava Betz, Romy Twickel, Jonathan Ohlrogge

Friese-Preis (Jurypreis 1250 Euro, 4 bis 8 Jahre) (›The Theory of Sunset‹ lief im Programm ab 6 Jahren)
The Theory of Sunset Roman Sokolov, Russland 2017, 8:48 min, Animation

Begründung: Der Friese-Preis geht an ›Die Theorie vom Sonnenuntergang‹ von Roman Solokov. Dieser Film hat uns überzeugt, weil er wunderschön erzählt ist. Die Geschichte dauert einen Tag, und das ganze Leben ist darin enthalten, man kann Geburt und Tod sehen. Der Tod ist gar nicht gruselig, sondern sehr nett, das hat uns gut gefallen. Der Film kommt ohne Worte aus, war aber trotzdem gut zu verstehen. Der Filmemacher hatte eine sehr kreative Idee, wie Tag und Nacht funktionieren. Und wie der Film gezeichnet ist, hat toll zur Geschichte gepasst. Nach dem Schluss haben wir uns Gedanken darüber gemacht, was vor und nach der gezeigten Handlung so geschehen könnte, und das passiert nicht bei jedem Film.

Mo-Preis (Jurypreis 1250 Euro, 9 bis 13 Jahre) (›Cry Rosa‹ lief im Programm ab 12 Jahren)
Cry Rosa Imogen Murphy, Irland, Großbritannien 2017, 20 min, Kurzspielfilm

Begründung: Wir vergeben den Mo-Preis an den Film ›Cry Rosa‹, weil der Inhalt des Films für unser Alter sehr verständlich war und uns zum Nachdenken gebracht hat. Das Thema Rassismus wird behandelt, dabei gefällt uns die Rolle der Rosa sehr. Sie lässt sich nicht unterkriegen und zeigt Stärke. Sie kann ein Vorbild für andere Menschen sein. Der Film ist spannend und sehr traurig, uns ist während des Films nie langweilig geworden. Beim Gucken fühlt man sich in die Vergangenheit zurückversetzt, alles sah sehr echt aus. Besonders finden wir das Happy End gut, weil es zeigt, dass man sich nicht einschüchtern lassen sollte.

Lobende Erwähnung der Mo-Jury:
Eine Reise mit Pinsel und Tinte Annlin Chao, Taiwan 2017, 3:13 min, Animation (lief im Programm ab 9 Jahren)

Begründung: Zusätzlich möchten wir eine Lobende Erwähnung an den Animationsfilm ›Eine Reise mit Pinsel und Tinte‹ aussprechen. Man sieht, dass in dem Film sehr viel Arbeit steckt. Man fühlte sich in die Bilder und die Geschichte hineinversetzt. Die Verwandlung der Hauptperson und die Bilderwelten waren besonders schön.
6. Jugendprogramm FreiStil
Die Jury: Jendrik Ehlers, Luca Kropp, Dana Ohlrogge, Zoe Bankole, Malte Kreyer

›Freischwimmer‹ (Jugendjurypreis 1000 Euro, FreiStil-Jugendprogramme ab 14 Jahren)
Sirene Zara Dwinger, Niederlande 2017, 26:14 min, Kurzspielfilm

Begründung: Wir fanden diesen Film von Anfang an sehr stark, trotzdem war es eine sehr knappe Entscheidung, da wir eine Menge gute Filme hatten, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Und die deshalb auch echt schwer zu vergleichen waren. An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an alle, die Filme eingereicht haben. Wir wissen, dass das eine Menge Arbeit war, diese Filme zu produzieren, einen großen Applaus, bitte. Am Ende ist unsere Wahl auf ›Sirene‹ gefallen. Der Film ist uns sofort durch seine Makellosigkeit aufgefallen. Super Kamera, super Belichtung, super Ton, super Schauspieler. Er hat uns berührt mit seiner Idee und Story. Ein riesiges Kompliment an alle, die an diesem Film mitgewirkt haben. Einen großen Applaus für ›Sirene‹!

Lobende Erwähnung der FreiStil-Jury:
Kiem Holijanda Sarah Veltmeyer, Niederlande 2017, 14:07 min, Kurzspielfilm

Lobende Erwähnung der FreiStil-Jury:
Carlotta’s Face Frédéric Schuld, Valentin Riedel, Deutschland 2018, 5:00 min, animierter Dokumentarfilm


GIB MIR FÜNF!-Wettbewerb
Kurzfilmwettbewerb für Kinder bis einschließlich 13 Jahren. Filme mit maximal 5 Minuten Lauflänge zu einem jährlich vorgegebenem Thema. Thema 2018: Fantasia.

Die Preise werden werden gemeinsam von der Friese- und Mo-Jury vergeben.

1. Preis (300 Euro):

Monkey in a Car Felix Tomte Korth, Deutschland 2018, 2:56 min, Animation

Begründung: Der Film von Felix Tomte Korth ist lustig – und lustige Filme kommen immer gut an, auch bei uns. Deshalb geht der erste Platz an ›Monkey in a Car‹. Es gab so viele lustige Stellen, die wir jetzt nicht alle aufzählen können, ihr müsst euch den Film selbst anschauen. Die Animationen sind sehr flüssig und machen einen professionellen Eindruck, das ist toll für einen Film von jemandem, der noch nicht 14 Jahre alt ist. Die Musik hat gut zu dem Film gepasst und die Handlung begleitet. Dass man nicht so genau weiß, ob der Affe jetzt gut oder böse ist, hat uns auch sehr gut gefallen.

2. Preis (200 Euro):

Blackbird Doveton College, Australien 2018, 2:04 min, Animation

Begründung: Der zweite Platz geht an den Animationsfilm ›Blackbird‹ aus Australien. Wir konnten genau sehen, wie viel Mühe sich gegeben wurde, um diese Geschichte zu erzählen. Für den Film wurden ganz eigene Geräte erfunden, die genau gezeigt werden und alle etwas mit der Handlung zu tun haben. Die Hauptfigur ist sehr genau gezeichnet, obwohl man nicht jedes Detail sehen kann. Der Vogel ist zwar einsam und kann nicht einmal einen Wurm fangen, aber zum Schluss ist er nicht mehr allein.

3. Preis (100 Euro):

Colorscapes Lilith Jörg, Maya Fiedler, Deutschland 2017/18, 3:22 min, Experimentalfilm

Begründung: ›Colorscapes‹ von Lilith Jörg und Maya Fiedler ist etwas Besonderes, er ist nämlich total spannend, obwohl gar nicht viel passiert. Wir haben uns sofort gefragt, wie das gemacht wurde. Es ist ganz toll, wirklich sehen zu können, wie viel Arbeit sich die Filmemacherinnen gegeben haben. Es ist schön, so viele Farben zu sehen, und die Musik wurde sehr gut ausgewählt