Endlich keine Filme mehr, die das Leben imitierten, sondern Leben waren

Maike Mia Höhne im Gespräch mit dem Filmemacher Thomas Struck

Maike Mia Höhne: »Filmmacher-Cooperative« – ein einziges langes Wort. Wer hat es auf den Tisch gebracht und warum? Was und wer hat euch inspiriert – erinnerst du noch den Moment?

Thomas Struck: In der Brüderstraße und im Arbeitskreis Film und Fernsehen an der Uni waren wir nach der Nouvelle Vague inspiriert vom New American Cinema, vorgestellt von P. Adams Sitney im Audimax. Endlich keine Filme mehr, die das Leben imitierten, sondern Leben waren. Der Name wurde von der New Yorker »Film-Makers‘ Cooperative« übernommen. Daher auch die korrekte Bezeichnung »Filmmacher« ohne »e«, denn es heißt ja auch nicht »Schuhemacher«.

In der Coop, was habt ihr da gemacht? Was war super und was lief gar nicht? Und gibt es etwas, das du aus der Perspektive und mit dem Wissen von heute anders machen würdest? Du warst sehr jung und sehr unterwegs…

Der gemeinsame Nenner war, die Filme zu verleihen. Eine Mark pro Minute, frag mal Alfred Hilsberg. Aus heutiger Sicht würde ich eine Veteranen-Uni mit angeschlossener Kita für bärtige Kinder gründen.

War jemand von euch – vielleicht auch du – in Knokke beim Experimentalfilmfestival?

Ich war in Knokke und bin baden gegangen. Hellmuth Costard war, glaube ich, auch da, mit »Warum hast du mich wachgeküsst«.

Hat dir Hellmuth den Brief von Holger Meins vorgelesen, gezeigt – habt ihr darüber gesprochen?

Nö.

Wo hast du dich hingezogen gefühlt? Was hat der politische Absolutismus...

Hä?

… in dir ausgelöst? Was war deine private Konsequenz?

Ficken.

Thomas Struck (geb. 1943 in Hamburg) war in den 1960er Jahren Mitglied im Arbeitskreis Film und Fernsehen an der Universität Hamburg (AKFF) und gehörte zu den Gründer*innen der Hamburger »Filmmacher Cooperative«. Als Regisseur wurde er 1968 durch den Film »Der warme Punkt« bekannt, für den er den Preis der 1. Hamburger Filmschau erhielt. Weitere Filme von ihm sind u.a. »Walk Don't Walk« (2000) und »Flüssig« (2002). Von 2003 bis 2007 war er Talent-Manager des Berlinale Talent Campus und von 2007 bis 2019 Kurator der Berlinale-Reihe »Kulinarisches Kino«.