Pleasure Rebels - Feminism, Sex, Anarchy

Pornogewitter in Glitzer
Sex ist mehr als die Reeperbahn – und für viele weit davon entfernt. Zum ersten Mal in Hamburg: Erika Lust. Filmemacherin. Kulturwandlerin. Geschäftsfrau. Mutter. Ihre Filme sind wild, divers, feministisch, inclusive, queer, funny, unerschrocken sexy. Erika Lust hat ein neues Cluster in einer alten Industrie aufgemacht und setzt unbeirrt ihren Weg fort. Ihre Geschichten und die vieler anderer, die sie zugesandt bekommt und in Bilder umsetzt, brechen mit den stereotypen Vorstellungen der alten weißen Männer und erzählen von anderen Lieben. In zwei exklusiven Programmen stellt Lust Filme vor, die sie produziert hat, und Filme, die sie inspiriert haben.

Jürgen Brüning hat 2006 in Berlin das Pornfilmfestival gegründet, um diesen anderen Lieben und Bildern, Filmen und Geschichten eine Plattform zu bieten. Das Festival ist eines der erfolgreichsten unabhängigen Formate in der Hauptstadt und widerlegt damit alle Stimmen, die sagen, dass Quote und Diversity langweilig wären. Body Politics sind die Zukunft.
Und die waren auch gestern schon die Zukunft: »Hose runter, Hose runter, alle Hosen runter«, zählt das Kübelkind die Männer aus, die um sie im Kreise stehen. Dann hebt es sein langes rotes Kleid – und rennt los. 1969 drehen Ula Stöckl und Edgar Reitz die »Geschichten vom Kübelkind«. Das Kübelkind ist die Nachgeburt. Radikal und anarchistisch.

Im FORUM »Changemakers oder von der Lust am Wandel« diskutieren wir in Kooperation mit der literatur altonale mit Helene Hegemann, Ula Stöckl und Erika Lust über die Praxis des Machens und das Überschreiten der Widerstände. Let’s do it!

Erika Lust: XConfessions & the Inspirations
Anfang der 2000er dreht Erika Lust ihren ersten pornografischen Film, und viele werden folgen. Es gibt wenige Menschen, die die Pornografie so richtungsweisend angefasst haben und immer noch anfassen, wie Erika Lust es tut. Ihr wohl größtes Talent ist das Wissen um den Schwarm, und auf den setzt sie. Jeder kann Ideen schicken, Beschreibungen von Szenen und Gelüsten. Sehnsüchten. Und Lust setzt es um. Erika Lust ist eine große Geschäftsfrau und unerschrockene Vertreterin einer neuen Offenheit, ohne die wir keine Gesellschaft verändern werden.
Viva die LUST!

Filmprogramm 1: A Glimpse of XConfessions
Donnerstag, 6. Juni | 19 Uhr | Metropolis
Samstag, 8. Juni | 20.15 Uhr | Zeise 1

Filmprogramm 2: Awakening Visions
Donnerstag, 6. Juni | 21 Uhr | Metropolis
Samstag, 8. Juni | 22.15 Uhr | Zeise 1

 

 

Visionen des Begehrens - Zwei Kurzfilmprogramme des Pornfilmfestival Berlin
2006 gegründet, laufen beim Pornfilmfestival Berlin jährlich über 100 Filme aus aller Welt, die Themen rund um Sexualität, Politik, Feminismus- und Genderfragen in den Mittelpunkt stellen. In diesem unabhängigen und alternativen Festival treffen weiblich-feministische sowie queere Sichtweisen auf Einlassungen zu Sexualmoral, Identitäten, Körpernormen und Moralvorstellungen aus aller Welt. Wie mannigfaltig der künstlerisch-alternative Umgang mit dem Genre Pornografie sein kann, zeigt der Gründer des Pornfilmfestival und Produzent Jürgen Brüning in zwei ausgewählten Programmen. Das Programm ›Desire, Domination, Death‹ umspielt Begehren und Fantasien im BDSM-Bereich, bietet Einblicke in das Spiel von Dominanz und Unterwerfung. Berlin ist Wohnort der Regisseur*innen von Programm 2 sowie Dreh- und Angelpunkt ihrer Filme. ›Body Politics‹ vereint fünf Filme, die vielfältige Perspektiven auf die Hauptstadt geben.


Filmprogramm 1: Desire Domination, Death

Freitag, 7. Juni | 22 Uhr | B-Movie

Filmprogramm 2: Body Politics

Sonntag, 9. Juni | 21.30 Uhr | Zeise 2

Geschichten vom Kübelkind
Ula Stöckl und Edgar Reitz, BRD 1971, 204 min. Wir zeigen eine Auswahl à la carte.
22 Geschichten vom Kübelkind. Das Kübelkind ist die Nachgeburt. Die 22 Filme eine Abrechnung mit dem System selbst. Bevor ein neuer Langfilm erst gar nicht fertig werden oder dann einfach nicht ins Kino kommen oder sonst etwas auf dem Weg passieren würde – haben Edgar Reitz und Ula Stöckl 1969 kurzentschlossen mit Freunden*innen 22 längere und kürzere Episoden von diesem Kübelkind gedreht. Was das ist, dieses Kind, das kann man nicht erzählen, das kann man nur erleben. Man kann sich dem nur aussetzen, diesem Wesen, das radikal und anarchistisch, ohne Grenzen durch dieses Leben ballert. Und weil der erste Spielfilm von Ula Stöckl ›Neun Leben hat die Katze‹ hieß, war klar, dass das Kübelkind mindestens zehn mehr haben wird. Und so ist es auch. Das Kübelkind stirbt und steht wieder auf von den Toten. Klarer kann die Abrechnung mit der Gesellschaft nicht sein. Die Geschichten vom Kübelkind sind der Abschied vom Gestern, und das Gestern war schon 1969 der bürgerliche Autorenfilm, die herkömmliche Produktionsweise, die die Form des Films dominiert. Das Gestern war die traditionelle Rezeption der Filme. Ab jetzt: alles anders. Das Kübelkind macht es vor.  

Ula Stöckl. Filmemacherin. Radikal, mutig, feministisch, ästhetische Avantgardistin. Ula Stöckl ist beim Festival und wird ihre Filme vorstellen. À la carte, so wie es am Anfang war.

Geschichten vom Kübelkind
Samstag, 8. Juni | 20.15 Uhr | Lichtmeß

FORUM: Changemakers oder von der Lust am Wandel
Mit Natascha Geier, Helene Hegemann, Erika Lust und Ula Stöckl.
Die Welt braucht Aufbruch, ein Überschreiten der überkommenen Grenzen, etwas Neues. Es gilt, den Alltag vom Staub zu befreien und die Praxis zu revolutionieren. Die schwedische Filmemacherin und Pionierin feministischer Pornografie, Erika Lust, hat es getan, sie hat das Genre neu erfunden und die Scham aufgebrochen – mit Liebe. Helene Hegemann hat mit 15 Jahren ihr erstes Theaterstück geschrieben, mit 16 ihren ersten Film inszeniert und mit 18 ihren ersten Roman veröffentlicht. Wie empfindet sie diese Welt? 1969: Edgar Reitz und Ula Stöckl erfinden das Kübelkind. Eine Filmserie über eine Frau, die in einem Kübel aufwächst und die geltenden gesellschaftlichen Spielregeln wahlweise über den Haufen rennt oder übererfüllt (was genauso schlimm ist). Eine radikale Abrechnung mit der konventionellen Erzählung und der Gesellschaft. Die Kulturjournalistin Natascha Geier spricht mit Helene Hegemann, Erika Lust und Ula Stöckl über die Praxis der Arbeit jenseits der Manifeste und die Lust am Verändern.


FORUM: Changemakers oder von der Lust am Wandel
Samstag, 8. Juni | 15 Uhr | Festivalzentrum Post


In Kooperation mit der literatur altonale.