FRÜHWERKE: Kurzfilme berühmter Langfilmer

Sie sind nicht unbedingt bequem, die hier vorgestellten zehn frühen Werke, was aber auch nicht sonderlich überrascht, wenn Alexander Kluge, Thomas Heise, Elfi Mikesch, Lars von Trier oder der im April verstorbene Schweizer Filmemacher Peter Liechti für sie verantwortlich zeichnen.

Der Fokus liegt in diesem Jahr auf der deutschen und europäischen jungen Garde unterschiedlicher Dekaden. Eher zufällig oder unbewusst dem eigenen Interesse geschuldet, haben sich unter den ersten filmischen Versuchen viele Dokumentar- und experimentelle Spielfilme versammelt. Schon in ihren Anfängen analysieren die Filmemacher und Filmemacherinnen präzise Beziehungskrisen, familiäre Konflikte und das Leben in der Gemeinschaft. Mutig und filmisch visionär kritisieren sie gesellschaftliche Zustände und sind damit nicht immer auf Gegenliebe gestoßen. Von Trier und Heise haben sich mit den Reglements ihrer Hochschulen nie angefreundet. Heises Film wurde verboten und konnte erst zu Wendezeiten 1989 uraufgeführt werden. Agnès Varda und Roy Andersson haben sich über ihre Anfänge hinaus mit der kurzen filmischen Form beschäftigt, sodass sich in diesem Programm strenggenommen keine Frühwerke, sondern Interimswerke wiederfinden, die auch durch ihre ästhetische Nähe zu den langen Filmen auffallen. Doch auch Kluge und Fassbinder schlugen früh eine stilistische Richtung ein, an der sie noch später festhielten.

Kooperative Archive und Verleiher, Produktionsfirmen und Filmhochschulen, die sich mit Stolz in die Beschaffung nach den Frühwerken ihrer einstigen Schützlinge gestürzt haben, tragen erheblichen Anteil am Zustandekommen dieser beiden Programme. Ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Einige Filme können wir im analogen Format zeigen, was – durch Alterserscheinungen wie Kratzer und Schrammen – ein Stück Filmgeschichte sinnlich erfahrbar macht. Alle Zuschauer sind eingeladen, diese Fundstücke und auch die späteren langen Werke der hier vorgestellten Filmemacher (wieder) zu entdecken.

Kuratorin: Manja Malz