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Was machen eigentlich die Anderen?


Stationen der Repräsentation des Fremden

"Heimat“ heißt das Thema im Wettbewerb für Filme unter drei Minuten beim diesjährigen Festival. Heimat ist der Ort an dem man „wir“ sagt, sich auskennt wie in der eigenen Hosentasche und wo es meist deftige Fleischspeisen gibt. Das Gegenstück zur Heimat ist die Fremde, der Ort an dem die Anderen leben. Meistens gibt es da auch gutes Essen, aber man kann sich nicht darauf verlassen und muss wissen wo, damit das Fleisch nachher kein Hund ist. Auch diesem Gegenentwurf zur Heimat wollen wir uns in Form eines Sonderprogramms beim 23. KurzFilmFestival Hamburg annehmen.

Wo wir schon bei Heimat sind: der ethnografische Film hat seine Heimat eher nicht auf Kurzfilmfestivals. Das liegt zum einen daran, dass er sich traditionell im Wissenschafts- und Bildungsdiskurs rumtreibt; zum anderen sind Kurzfilm und Ethnographie nur bedingt gute Freunde. Während die kurze Form in der Frühphase des Films technikbedingt Gang und Gäbe war, hatte nach einer kurzen Allianz von Kurzfilm und Ethnographie der Langfilm bei der anthropologischen Sinnstiftung klar das Sagen. Hochkonjunktur hatte der kurze ethnografische Film im Rahmen des wissenschaftlichen Filmprojekts Encyclopaedia Cinematographica des Göttinger Instituts für Wissenschaftlichen Film. Innerhalb dieses u.a. von Konrad Lorenz in den 1950er Jahren intiierten Forschungsvorhabens entstanden mehrere tausend meist zweiminütige Filme, die einzelne Tätigkeiten, Phänomene und Handlungen abbildeten und katalogisch abrufbereit hielten. Heute ist dagegen die kurze Form hauptsächlich Studentenfilmen vorbehalten.

Aufgrund dieses Auseinanderklaffens von ethnografischer Abbildungspraxis und Kurzfilmlänge operieren wir mit unserem Programm in einer genreimmanenten Lücke. So tut es nicht Wunder, dass viele der grossen Namen des ethnografischen Films hier nicht auftauchen.

Ziel der Programmierung ist es aufzuzeigen, wie sich die technischen Möglichkeiten der Aufzeichnung, die Darstellungsmuster sowie die Themen des ethnografischen Films veränderten. Vom Stummfilm mit begrenztem Erklärungspotential und Großwildjagdcharme, über den nachvertonten Film, dessen Erzählerkommentar das Leben der Anderen „autoritär“ erklärt, zu mit Synchronton aufgezeichneten Filmen, die auch den Anderen die Möglichkeit einräumen, sich zu artikulieren und sich und ihr Tun selbst zu interpretieren. Entlang der Entwicklung der Aufzeichnungsbedingungen lässt sich auch die Entstehung des Authentizitätsanspruchs des Dokumentarfilms nachzeichnen. Während der frühe Dokumentarfilm aufgrund schwerer unhandlicher Kameras und mangelnder Lichtempfindlichkeit des Filmmaterials Szenen nachspielen lassen musste und der Filmemacher meist in räumlicher Distanz blieb, ermöglichte die Handkamera die Nähe zu den Gefilmten. Somit war die Möglichkeit der Suggestion der Nicht-Inszeniertheit des Materials geboren.

Hand in Hand mit dieser technisch-ästhetischen Koentwicklung verändern sich innerhalb der rund 90 Jahre, die das Programm abdeckt, auch die Themen der Filme. Von einer Fokussierung auf das Exotische, Tanz und Ritual zu einer immer stärkeren Hinwendung zum Alltag und der Suche nach dem Fremden im Eigenen im Sinne einer anthropology at home.

Die Frage, was denn der ethnografische Film ist oder sei und ob er sich über Methoden, Gegenstand oder das Studienfach der Filmemacher und -macherinnen definiert, wollen wir im übrigen nicht beantworten. Wir ziehen uns aus der Affäre indem wir sagen: wir zeigen Filme über das Leben der Anderen – und das schliesst eindeutig nicht-ethnografische Filme durchaus mit ein.

 

 

 

Was machen eigentlich die Anderen? wurde gefördert durch:


Was machen eigentlich die Anderen? 1

Donnerstag, 7. Juni, 17.30 Uhr, zeise 2

Sonntag, 10. Juni , 19.30 Uhr, B-Movie










 

 

Buschmann spricht in den Phonographen (Bushman Speaks Into the Phonograph)

Rudolf Pöch, Österreich 1908/1987

Dokumentarfilm, 03:30 Min., ohne Dialog

 

 

 

Handwerke und Fertigkeiten in N. O. Angola (Arts and Crafts in Northeastern Angola)

Hermann Baumann, Deutschland 1930/1937

Dokumentarfilm, 07:30 Min., ohne Dialog

 

 

Tanz der Massaifrauen am Dugum in der Süd-Serengeti, Ostafrika (Dance of the Masai Women on the Dugum in the South Serengeti, East Africa

Ludwig Kohl-Larsen, Deutschland 1934-39/1941

Dokumentarfilm, 02:30 Min., ohne Dialog

 

 

 

 

Spare Time

Humphrey Jennings, England 1939

Dokumentarfilm, 15:00 Min., englische OF

 

 

 

Tempo di Raccolta

Luigi Di Gianni, Italien 1966

Dokumentarfilm,14:00 Min., italienische OF m. dt. UT

 

 

 

 

Unsere Afrikareise (Our Africa Trip)

Peter Kubelka, Österreich 1966

Experimentalfilm, 12:30 Min., ohne Dialog

 

 

 

 

Tourou et Bitti: Les tambours d’avant

Jean Rouch, Frankreich 1971

Dokumentarfilm, 12:00 Min., französische OF m. engl. UT

 

 

 

 

Kulli Kulli

Judith Lewis, Benin / Deutschland 1995/96

Dokumentarfilm, 03:33 Min., italienische OF

 

Was machen eigentlich die Anderen? 2

Donnerstag, 07. Juni, 19.45 Uhr, 3001

Montag, 11. Juni, 19.30 Uhr, B-Movie








 

 

 

Neu-Guinea 1904-1906 – In memoriam Professor Dr. Rudolf Pöch

Rudolf Pöch, Österreich 1904-06/1958

Dokumentarfilm, 15:30 Min., deutsche OF m. engl. UT

 

Yanomami, Ihiramawetheri, Kashorawetheri, Venezuela, Oberer Orinoko – Erstbegegnung mit weißer Besucherin (Yanomami, Ihiramawetheri, Kashorawetheri, Venezuela, Upper Orinoco – First Contact with a White Female Visitor)

Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Deutschland 1969/1995

Dokumentarfilm, 10:30 Min., ohne Dialog

 

Bime, West-Neuguinea, Zentrales Hochland – Magische Behandlung von Kopfschmerzen mit einem Stein

(Bime, West New Guinea, Central Highlands – Magic Treatment of Headache with a Stone)

Gunter Konrad, Deutschland 1975/1989

Dokumentarfilm, 05:00 Min., deutsche OF m. engl. UT

 

 

 

 

Jero on Jero: A Balinese Trance Séance Observed

Linda Connor, Timothy Asch & Patsy Asch, Australien 1986

Dokumentarfilm, 17:00 Min., balinesische OF m. engl. UT

 

 

 

 

Eipomek 1986

Thomas Michel, Deutschland 1986/1989

Dokumentarfilm, 12:00 Min., deutsche OF m. engl. UT

 

 

 

 

Koral

Vladimir Eisner, Russland 1994

Dokumentarfilm, 20:00 Min., ohne Dialog

 

Aus Jack Stevensons Archiv: Experiments in Travel

“Where did you get these films?” - Das ist die entscheidende Frage, die dem in Dänemark lebenden amerikanischen Filmsammler und selbsttitulierten B-Movie-Archäologen Jack Stevenson wohl am häufigsten gestellt wird, wenn er Programme aus seinem Archiv der nichtsahnenden Öffentlichkeit präsentiert. Dieses Mal gibt es Fundstücke zum Thema "Was machen eigentlich die Anderen?".

 

Experiments in Travel

„Dies ist eine sehr heterogene Gruppe von Filme aus den 1930er bis 70er Jahren. Sie unterscheiden sich in ihren Schwerpunkten und dramatischen Strukturen, sind aber allesamt Reiseberichte mit ethnografischen Untertönen in merkbar amerikanischer Färbung. Sie alle werfen feindliche oder väterliche Blicke auf verschiedene fremde Kulturen, und lassen am Ende doch vor allem Rückschlüsse auf die amerikanische Gesellschaft zu, egal welche Botschaft sie sonst zu transportieren versuchen. Die Filme werden absichtlich nicht thematisch sortiert; im Fokus steht vielmehr die Form des ethnografischen Reiseberichts an sich, wobei auch Filme dabei sind, die man strenggenommen nicht diesem Genre zuordnen würde. Eine chronologische Darstellung erschien deshalb sinnvoll. Das Programm ist am besten als Ganzes zu verstehen, wenngleich der ein oder andere Film auch für sich in der Lage sein mag, dem Betrachter im Halse stecken zu bleiben.

Es will auch keine irgendwie geartete Lektion erteilen – Ich stelle mir vor, das jeder Zuschauer individuell etwas anderes daraus mitnimmt.“

Jack Stevenson

Experiments in Travel

Freitag, 8. Juni, 19.30 Uhr, Lichtmeß

Samstag, 09. Juni, 21.45 Uhr, B-Movie









 

 

Chinese Justice

Mink De Ronda, USA 1937

Dokumentarfilm, 5:00 min, englische OF

 

 

 

 

Sinister Menace

Dwain Esper, USA 1939

Dokumentarfilm, 10:00 min, englische OF

 

 

 

Trailer: Malamu

unbekannt, USA

Trailer, 5:00 min, englische OF

 

 

 

Your Job in Germany

Frank Capra, USA 1945

Ausbildungsfilm der US-Armee, 15:00 min, englische OF

 

 

 

 

Trailer: Naked Amazon

Zygmunt Sulistrowski, Brasilien 1954

Trailer, 5:00 min, englische OF

 

 

 

 

Know your Enemy: The Viet Cong

Unbekannt, USA 1968

Ausbildungsfilm der US-Armee, 18:00 min, englische OF

 

 

 

 

Continental Holiday

Unbekannt, USA 1970

Imagefilm, 10:00 min, englische OF

 
 
Internationales KurzFilmFestival Hamburg

Veranstalter: KurzFilmAgentur Hamburg e.V.

Friedensallee 7 • D-22765 Hamburg • Fon: +49-40-39 10 63 23

Fax: +49-40-39 10 63 20 • eMail festival@shortfilm.com



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Seite zuletzt geändert > 25.05.2007